Karriere als Studienabbrecher

Karriere als Studienabbrecher

Parallel zu der in Deutschland stetig zunehmenden Anzahl an Studienanfängern steigt auch die Abbruchquote: Im Durchschnitt verlässt jeder Dritte die Hochschule ohne Abschluss. Doch berufliche Biografien verlaufen selten geradlinig, und wo sich eine Tür schließt, öffnet sich zumeist eine andere. Welche Perspektiven Du abseits der Hochschule hast und warum ein nicht beendetes Studium Deinen Karrierechancen keinen Abbruch tut, erfährst Du hier.

Günther Jauch, Steve Jobs und Mark Zuckerberg: Dies sind nur einige der prominentesten Vertreter auf der langen Liste erfolgreicher Studienabbrecher, ihre beruflichen Werdegänge  leuchtende Beispiele für Karriereoptionen jenseits des akademischen Bildungsweges. Denn entgegen der weitverbreiteten Wahrnehmung gibt es zahlreiche, gleichwertige Alternativen zu Universität und Fachhochschule. Zunächst gilt es deshalb, den Studienabbruch mental zu überwinden und dieser Wahrnehmung eine gesündere Einstellung entgegenzusetzen.

Vom Abbruch zum Aufbruch: Die Kunst des Scheiterns

Das eigene Studium abzubrechen ist weder eine leichtfertige, noch eine leichte Entscheidung, Selbstzweifel und Perspektivlosigkeit sind häufige Begleiterscheinungen. Dabei braucht es unabhängig der Gründe eine gehörige Portion Mut, den eingeschlagenen Weg zu verlassen und einen Neustart zu wagen. Um einen Fehltritt korrigieren und zukünftig vermeiden zu können, muss dieser erst einmal bewusst als ein solcher erkannt werden. Insofern ist auch der Abbruch des Studiums nicht Ausdruck eines persönlichen Versagens, sondern zunächst eine selbstfürsorgliche Handlung. Jedem vermeintlichen Scheitern wohnt die Chance eines Neuanfangs inne, und so kann bereits das Eingeständnis der eigenen Unzufriedenheit oder Überforderung eine erheblich befreiende Wirkung entfalten. Deshalb besser frühzeitig die Notbremse ziehen und den Blick nach vorne richten, anstatt sich weiter starr durch einen belastenden Uni-Alltag zu quälen!

Studienabbruch: Wie geht’s weiter? Erste Orientierungsschritte

Der Aufbruch in unbekannte Gefilde erfordert Orientierung! Deshalb ist es unerlässlich, dass Du die individuellen Gründe für den Studienabbruch möglichst eindeutig identifizierst. Auf der Grundlage dieser Analyse kannst Du dann gezielt die nächsten Schritte planen und einleiten. Ist Dir das Studium insgesamt zu theorielastig? Dann ist eine Ausbildung möglicherweise genau das Richtige für Dich! Wenn Du hingegen einer spezifischen Anforderung im Curriculum nicht gewachsen bist, lohnt sich eventuell der Wechsel in einen inhaltlich verwandten Studiengang. 

Vor allem hinsichtlich der Frage, ob Du weiterhin einen Hochschulabschluss anstrebst oder Dich anderweitig neu orientierst, solltest Du innerliche Klarheit herstellen. Mache Dich hierzu mit den Dir zur Verfügung stehenden Optionen vertraut und zögere nicht, Unterstützung für Deine weitere Karriereplanung in Anspruch zu nehmen. Entsprechende Beratungsangebote findest Du etwa bei der Bundesagentur für Arbeit oder örtlichen Bildungsträgern wie der Industrie- und Handelskammer (IHK). Aber auch die zentrale Studienberatung Deiner Hochschule kann eine erste Anlaufstelle sein.   

Ausbildung, duales Studium und beruflicher Quereinstieg

Die Ausbildung ist die naheliegendste Alternative auf dem Weg zu einem Berufsabschluss. Das in Deutschland einzigartige duale Ausbildungssystem ist eine ausgewogene Verbindung von Theorie und Praxis. Mit dem Abitur in der Tasche kannst Du die Ausbildungszeit in vielen Lehrgängen mitunter deutlich verkürzen. Auch die Anforderungen an der Berufsschule dürften Dich vor keine größeren Probleme stellen. In finanzieller Hinsicht bist Du ebenfalls unabhängiger, denn als Azubi ist Dein Lebensunterhalt während der Ausbildung gesichert. Angesichts zahlreicher unbesetzter Lehrstellen hast Du zudem ausgezeichnete Berufsaussichten und gute Aufstiegschancen. 

Das duale Studium ist ein für Studienabbrecher besonders attraktives Modell, winkt am Ende in der Regel doch der ursprünglich anvisierte Hochschulabschluss. Analog zu einer Ausbildung absolvierst Du im Wechsel praktische und theoretische Einheiten und beziehst ein Gehalt. Das Verhältnis von Theorie und Praxis kann dabei nach Absprache mit dem Unternehmen nach Belieben festgesetzt werden, von berufsbegleitend (Vollzeit) bis berufsintegrierend (reduzierte Arbeitsstunden). Allerdings liegt die Kehrseite des starken Praxisbezugs in der hohen Arbeitsbelastung. Mittlerweile kannst Du nahezu jedes Fach dual studieren, vorausgesetzt, Du findest ein passendes Unternehmen.  

Natürlich steht Dir nach Abbruch Deines Studiums auch der direkte Einstieg in den Arbeitsmarkt offen, etwa in Form von Selbstständigkeit oder Quereinstieg. Wenn Du während oder abseits des Studiums bereits einschlägige Erfahrungen und Kenntnisse erworben hast, sind viele Arbeitgeber bereite, Dir auch ohne Abschluss eine Chance zu geben. Jedoch musst Du zumindest als Berufseinsteiger im Unterschied zu besser qualifizierten Kollegen dann Abstriche beim Gehalt in Kauf nehmen. Sofern Du über einen ausgeprägten unternehmerischen Geist verfügst, liegt Deine berufliche Erfüllung womöglich in einer selbstständigen oder freiberuflichen Tätigkeit. Zwar ist ein beruflicher Werdegang ohne Abschluss immer mit einem gewissen Risiko verbunden, mit wachsender Berufserfahrung verlieren Zeugnisse aber zunehmend an Bedeutung.

Auf zu neuen Ufern! 

Als Studienabbrecher stehen Dir also weiterhin viele Wege offen. Selbst wenige Semester an einer Hochschule bedeuten einen Mehrgewinn an persönlichen Kompetenzen und Lebenserfahrung – Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt von Vorteil sind. Fachkräftemangel und unbesetzte Lehrstellen erfordern zukünftig auch von Arbeitgeberseite mehr Flexibilität und erhöhen somit Deine berufliche Perspektive, ob nun mit oder ohne akademischen Abschluss!